Das Areal des heutigen Stadtteils Weißer Hirsch war ursprünglich ein dichtes Waldgebiet, Teil der Dresdner Heide, und bis in das 16. Jahrhundert hinein kaum besiedelt. Nur die Elbhänge fanden frühzeitig durch den Weinbau, betrieben von wohlhabenden Dresdener Bürgern und Adeligen, Nutzung. Eine entscheidende Wendung in der Besiedlungsgeschichte erfolgte im Jahr 1664, als Georg Ernst von Dölau, ein kurfürstlicher Bediensteter, Land für eine Schänke kaufte, die später zum Namensgeber des Ortes „Zum Weißen Hirsch“ werden sollte.
Entwicklung einer Gutsgemeinde
Mit der Errichtung der Schänke, die 1688 das Recht auf Backen und Branntweinbrennen erhielt, begann die Entwicklung des späteren Guts Weißer Hirsch. Um die Schänke formte sich eine kleine Häuslersiedlung, deren Bewohner überwiegend in der Landwirtschaft und dem Weinbau tätig waren. Zu einem wichtigen wirtschaftlichen Standbein entwickelte sich der Gasthof an der Landstraße, der besonders bei Fuhrleuten beliebt war.
Die Blütezeit des Guts Weißer Hirsch
Nach mehrfachem Besitzerwechsel gelangte das Gut 1754 in den Besitz des Oberlandweinmeisters Heinrich Roos, der den Ort durch zahlreiche Bauten und die Errichtung einer Wasserleitung und Windmühle bereicherte. In dieser Zeit wuchs die kleine Siedlung auf 23 Wohngebäude an und zählte eine Bevölkerung von 75 Seelen.
Weißer Hirsch als Sommerfrische und Kurort
Mit Beginn des 19. Jahrhunderts entdeckte man Weißer Hirsch als idyllische Sommerfrische. Die lokale Bevölkerung richtete Fremdenzimmer ein und mit der Zeit entwickelte sich der Ort zu einem klimatischen Kurort. Das Bad Fridabad und das Parkhotel stammen aus dieser Zeit der wirtschaftlichen Blüte und touristischen Entwicklung.
Vom landwirtschaftlichen Gut zum Kurort
Die Transformation von einem landwirtschaftlich geprägten Gut zu einem klimatischen Kurort wurde durch die Aufteilung des Gutslandes in Parzellen und den Verkauf von Villen und Pensionen eingeleitet. Dieser Wandel wurde durch Ludwig Küntzelmann vorangetrieben, der auch den Kurpark und die erste Schule in Weißer Hirsch initiierte.
Historische Veränderungen und Modernisierung
Trotz wirtschaftlicher Rückschläge, wie dem Konkurs des Fridabads, setzte sich die Entwicklung des Ortes fort. Mit dem Erwerb des Bades durch Dr. Heinrich Lahmann und seinen nachfolgenden medizinischen Innovationen erlangte Weißer Hirsch internationale Anerkennung als Kurort. Die Jahrhundertwende brachte neben kulturellen auch infrastrukturelle Verbesserungen wie die elektrische Straßenbahn und die Eröffnung des Rathauses.
Die Geschichte von Weißer Hirsch ist eine Geschichte des Wandels und der Anpassung, geprägt von wirtschaftlichen Höhen und Tiefen sowie kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklungen, die den Stadtteil zu dem gemacht haben, was er heute ist – ein geschichtsträchtiger und dennoch moderner Teil von Dresden.