Inmitten des pulsierenden Zentrums von Dresden, genauer gesagt in der Friedrichstadt, schlummert ein kleines Juwel der lokalen Industriegeschichte. Die Bramsch-Spirituosenfabrik ist nicht nur ein Denkmal der lokalen Geschäftslandschaft, sondern auch ein Ort, der Geschichten aus einer anderen Zeit erzählt. Mehr Infos zu Dresden.
Geschichte der Bramsch-Spirituosenfabrik
Wir gehen nun auf die Geschichte genauer ein.
Die Anfänge der Dresdner Preßhefen- und Kornspiritusfabrik J. L. Bramsch
Im Jahr 1820 erwarb der Unternehmer Heinrich Wilhelm Dursthoff das ehemalige Gräflich-Wallwitzsche Sommerpalais im Menageriegarten (Friedrichstraße 56) und errichtete hier die erste sächsische Preßhefen- und Kornspiritusfabrik. Im folgenden Jahr erhielt er die Genehmigung, nach einem streng geschützten Rezept Kunsthefe industriell herzustellen. Der wirtschaftliche Erfolg ermöglichte ihm bereits 1832 eine Erweiterung seines Unternehmens.
Nach Dursthoffs Tod im Jahr 1837 übernahm Johann Ludwig Bramsch das Werk und baute es zur führenden Spirituosenfabrik in Sachsen aus. Gemeinsam mit Dursthoffs Witwe, die er 1841 heiratete, leitete er den Betrieb bis 1870, wandelte ihn dann jedoch in eine Aktiengesellschaft um. Unter dem Namen Dresdner Preßhefen- und Kornspiritusfabrik J. L. Bramsch produzierte das Werk neben künstlicher Hefe und Kornspiritus auch verschiedene Spirituosen und Liköre.
Expansion und Wachstum
In den folgenden Jahren expandierte das Unternehmen stetig. Bramsch erwarb 1856 das frühere Löbtauer Stadtgut, um dort Futter für seine Zugtiere zu erzeugen. Zuvor hatte er bereits 1846 auf der Wilsdruffer Straße eine Verkaufsstelle eingerichtet und 1848 ein Zweigwerk im böhmischen Schönpriesen gegründet. 1860 entstand in Teplitz eine weitere Hefefabrik, geplante Filialen in England und den USA scheiterten hingegen.
Um 1900 wurde das Betriebsgelände an der Friedrichstraße deutlich vergrößert, wobei die restlichen Bauten der ehemaligen Menagerie verschwanden. 1905 entstand ein großes Wohn- und Verwaltungsgebäude, dem später verschiedene Produktionshallen und Lagerräume folgten. Einbezogen wurde auch ein ursprünglich zum Pöppelmannschen Grundstück gehörendes Gartenhaus.
Erinnerung an den Firmengründer
Aus Anlass des 100. Betriebsjubiläums wurde im Juli 1920 im Hof ein Denkmal für den Firmengründer aufgestellt. Das aus einem ca. zwei Meter hohen Granitblock bestehende und mit einer Bronzeplakette versehene Denkmal fiel 1954 dem Bau eines Speisesaales zum Opfer und wurde erst 2012 bei Bauarbeiten wiederentdeckt. Die Plakette befindet sich heute am Grabmal von Johann Ludwig Bramsch auf dem Inneren Matthäusfriedhof. Eine Wiederaufstellung des Gedenksteins ist geplant.
Vom VEB zur Schließung
Nach der Enteignung 1946 wurde die Fabrik in einen volkseigenen Betrieb umgewandelt. Zu DDR-Zeiten gehörten auch der „Briesnitzer Mineralbrunnen“ und die „Radeberger Likörfabrik“ zum VEB Bramsch Dresden. In den 1970er und 80er Jahren wurden jährlich ca. 5 Millionen Flaschen Spirituosen hergestellt. 1992 endete die Produktion an der Friedrichstraße, und die maroden Gebäude wurden im Sommer 2005 fast vollständig abgerissen.
Erhalten blieb lediglich das frühere Kontorhaus des Betriebes, welches nach seiner Sanierung 2008 heute Wohnzwecken dient. In Erinnerung an das Unternehmen erhielt eine 2012 angelegte Erschließungsstraße den Namen Am Bramschkontor. Künftig soll hier eine kleine Neubausiedlung mit 49 Einfamilien- und Reihenhäusern entstehen.
Produkte und Besonderheiten
Die Bramsch-Spirituosenfabrik ist bekannt für ihre hochwertigen Spirituosen und Liköre. Von klassischen Obstbränden über exotische Liköre bis hin zu traditionellen Schnäpsen wird hier eine breite Palette an alkoholischen Getränken produziert. Besonders hervorzuheben ist der berühmte Bramsch Dresdner Kräuterlikör, der nach einem geheimen Rezept aus über 30 verschiedenen Kräutern hergestellt wird.
Die Bramsch-Spirituosenfabrik heute
Obwohl die Bramsch-Spirituosenfabrik eine lange Geschichte hat, ist sie heute immer noch in Betrieb. Die Fabrik ist noch immer im Besitz der Familie Bramsch und wird nun in der vierten Generation geführt. Das Unternehmen legt großen Wert auf Tradition und Handwerk und produziert seine Spirituosen noch immer nach den gleichen Methoden und Rezepten wie vor über 100 Jahren.
Besuch der Bramsch-Spirituosenfabrik
Die Bramsch-Spirituosenfabrik ist nicht nur ein Ort der Produktion, sondern auch ein Ort der Begegnung. Besucher haben die Möglichkeit, die Fabrik zu besichtigen und einen Blick hinter die Kulissen der Spirituosenproduktion zu werfen. Bei einer Führung durch die historischen Produktionsstätten erfahren sie mehr über die Geschichte des Unternehmens und die Herstellung der verschiedenen Spirituosen. Natürlich dürfen auch Verkostungen der verschiedenen Produkte nicht fehlen.
Ein Besuch in der Bramsch-Spirituosenfabrik ist also nicht nur ein Ausflug in die Geschichte Dresdens und seiner Industriekultur, sondern auch eine Hommage an die Kunst der Spirituosenherstellung. Es ist ein Ort, an dem Tradition und Handwerk aufeinandertreffen und Besucher in die faszinierende Welt der Spirituosenproduktion eintauchen können.